Samstag, 16.04.2022 Rogätz, Schwarzer Weg
Freunde, heute ist ein historischer Tag. Die Welt der Popmusik und der Unterhaltung der Massen wird um einen glitzernden Stern reicher. JohnPaul erstmalig live on Stage, mit Haut und Haaren, zum anfassen. Ein Megastart, wenn man bedenkt, wann die ersten Songs entstanden sind, die Bandmitglieder ausgesucht worden und es keine Handvoll Proben gab.
Für dieses Vorhaben gibt es in unserer traditionsreichen Region kaum einen würdigeren Ort, als der Schwarze Weg in Rogätz. Hier hat Jens Gloede sein Domizil, ja sein Imperium, errichtet. Als Musiker, Beschaller, Musikhändler, Lehrer und Veranstalter hat er sich in den letzten Jahrzehnten einen Namen in der Region und weit darüber hinaus gemacht. Und natürlich sind wir auch Freunde. Da spielt man gerne mal zum Ständchen auf, denn Jens feiert am Wochenende seinen 50. Geburtstag. Das größte Geschenk macht er sich selber, indem er quasi den ganzen Abend auf der Bühne steht. Das einzige Zeitfenster außerhalb seiner Bühnenpräsenz bleibt JohnPaul vorbehalten.
Eine große Ehre, die es zu nutzen gilt.
Ich bin den ganz Tag schon ziemlich aufgeregt, Anspannung und Vorfreude ringen immer wieder um die Vorherrschaft. Ich spiele noch mal verschiedene Passagen und Stücke durch, schmeiße alle in Frage kommenden Klamotten auf das Bett, hab keinen Schimmer. Zwischendurch schreibt André, das jemand aus unserem Umfeld positiv getestet ist. Also nochmal testen und bangen, Ah, negativ (noch, dass wird sich 2 Tage später ändern).Welche Bässe nehme ich mit. Lass den 5-Saiten zu Hause. Die Zeit rennt.
Um sechs bin ich mit André und Marci am Proberaum verabredet. Rein das Equipment und ab auf die B71. Wenn Männer in die mittleren Jahre kommen, hören sie tatsächlich Shania Twain im Auto , aber mörderlaut, wegen der tiefen Bässe und geilen Backings. André und ich feiern, Marci kann nur staunen. I’am Gonna Getcha Good!
Nach halb sieben biegen wir in den Schwarzen Weg ein. Vor der clubartig ausgebauten Scheune steht das halbe Dorf mit Bier und Burger in der Hand. Alles für lau. Jens hat sich nicht lumpen lassen. Gegen sieben kommen Conny, Karsten und Thony dazu. Conny ist heute Vormittag erst aus dem Krankenhaus entlassen wurden, nachdem er Montag an der Wirbelsäule operiert wurde. Absoluter Wahnsinn. Die Stimmung ist gut, wir bauen auf, was nötig ist. Das meiste steht schon da. Obwohl mich der Bass Amp nicht begeistert. Das Aufbauen geht fließend in den Soundcheck über. Wir spielen „Alle wollen weg“ (Aww) und haben das Gefühl, das er viel zu langsam ist, André checkt nochmal das Metronom. Alles i.o. Da wollen wilde Pferde wohl endlich aus dem Stall. „Wenn ich dich wiedersehe“ (Widw), ursprünglich als mögliche Zugabe gedacht, rutscht offiziell ins Programm und muss wegen der programmierten Drumspuren angespielt werden. Nur gut, klappt nämlich nicht für Anhieb, nach dem dritten Versuch ist alles save.
Conny hat sich Gedanken um unsere Aussenwirkung gemacht und einen Leuchtkasten mit Schriftzug der Band mitgebracht. Macht echt was her.
Gegen 20.15 Uhr ist es endlich so weit. Wir gehen auf die Bühne, stimmen die Instrumente und machen schonmal auf uns aufmerksam. Das Publikum ist noch mit klirrenden Gläsern in lautstarke Kommunikation vertieft. Im Hintergrund trällert eine Hammondorgel aus der Konserve. Dann beginnt Conny zu sprechen und es wird still: „Ey, herzlich Willkommen meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich freue mich sehr. Meine Name ist Conny. Wir dürfen heute den 1. Slot bespielen. Und zwar bin ich heute hier mit meiner neuen Baaaaand. Die habe ich mit Sexgott Karsten Lösecke gegründet … „ ein Hammer Ansage, das Publikum ist voll da. Karsten steigt mit ein und es entwickelt sich eine lustige Frotzelei zwischen den beiden, in der auch ein Zwanziger zwischen den Protagonisten wechselt und dann in die ersten Takte von „Späti“ mündet, unserem ersten Song. Die ruhigste und chilligste Nummer des heutigen Sets. Ein eher ungewöhnlicher Auftakt, der aber ziemlich gut funktioniert. Thony hat sein ersten tolles Solo. Mit seinen „Nord Stage 3“ knüpft er einen schwebenden , atmosphärisch aufgeladenen Klangteppich.
Danach kommt „Aww“, mit wesentlich mehr Energie und ich habe den Eindruck, dass wir für das Publikum wirklich interessant sind. Conny und Karsten quatschen wunderbares Zeug in den Pausen. Man merkt die langjährige Erfahrung. Die Rampensau-Universität hat hier ein Goldprädikat zu verleihen . Es entsteht nie peinliche Stille. Der Move ist da. Conny stellt die Bandmitglieder zwischen den Songs mit kleinen Geschichten vor. Für Unterhaltung ist definitiv gesorgt. Und das sollte das primäre Ziel sein. Ein Publikum, welches sich durchweg gut unterhalten fühlt.
„Maisfeld“ ist die dritte Nummer. Mit Ihrem treibenden Beat kriegt sie mich immer mehr. Eine klasse Song. Wenn man bei JohnPaul von Klassikern sprechen kann, ist jetzt deren Zeit gekommen. Mit „Aussichtsturm“ (O-Ton Conny: „Ich find’s immer komisch wenn Leute sagen, der nächste Song heißt Aussichtsturm…:-) und „Chemnitz“ werden zwei Pop Perlen aus der frühen Schreibphase der Band zu Gehör gebracht. Kommt beim Publikum und der Band gut an. Die Songs funktionieren einfach. Der fließende Übergang zwischen den beiden Liedern wird jäh durch den Bruchverlust eines Drumsticks unterbrochen. André haut aber auch drauf heute. Schön Tight. Das letzte Lied „Widw“, auch ein wunderschöner Song. Ein Rohdiamant, wo hier und da noch geschliffen werden muss. Klappte live auf jeden Fall ziemlich gut.
So, das war’s. 6 Songs, die Zeit verging Ruck Zuck. Was bleibt für ein Gefühl? Ein überwiegend positives. Die Energie, das Bandgefühl, hat alles gestimmt. Paar Fehler, Probleme mit dem Sound, klar, solche Fragen stellt man sich auch. Und wir werden kritisch an alles rangehen und verbessern, einfach weitermachen. Conny hat mir im Stillen gesagt, das waren heute 70 %. Damit ist man zumindest nicht sitzen geblieben und der Weg zu Summa Cum Laude ist noch möglich. Und nicht auszudenken, was bei 100 % passiert …
Trotz seiner frischen OP ist Conny weiter unermüdlich und führt noch eine NachdemKonzert-Befragung durch. Das Feedback war durchweg positiv, selbst Jens der schon viel gesehen hat, zeigte sich sichtlich beeindruckt und konnte sich an jedem Song erfreuen. Ich kam auch noch mit etlichen Leuten ins Gespräch und habe viel Zuspruch für unseren Auftritt erhalten.
Ein toller Abend, der kurz getrübt wurde, weil eine unserer Liebsten draußen vor der Tür eine Art Anfall hatte und umgeklappt ist. Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert, sie kam bald wieder zu sich und der Notarzt konnte Entwarnung geben. Bitte habt Verständnis, wenn an dieser Stelle kein Name genannt wird.
Am Ende war es ein wenig wie am Anfang. Statt Marci saß nun Karsten im Auto und mit mit megalauter Shania Twain ging es zurück nach Magdeburg. Was für eine Nacht. Obwohl ich persönlich heute nicht viel von Marci hören konnte, habe ich mir sagen lassen, dass er ganz großartig gespielt hat und dabei ziemlich cool aussah. Lieber Marci, vielen Dank für deine Bereitschaft, so unkompliziert einzuspringen. Es ist immer eine Freude mit dir.
Apropos aussehen. Wir sind als Band schon ein Hingucker und sehen klasse aus, haben ein gute Präsenz . Oder wie Dutze es ausdrückte: „Für jeden was dabei“.
Bis bald. Euer Pelle
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